Rechte Neofolkband im Capitol Halle (Saale)

Beinahe unbemerkt von der Öffentlichkeit fand am 07.12.2013 im halleschen „Capitol“ ein Konzert mit der rechten Neofolk-Band „Death in June“ statt. Die Ästhetik der englischen Band ist geprägt, von Anleihen aus dem dritten Reich, ihre Texte vermitteln Versatzstücke rechter Ideologie. Der Veranstaltungsort Capitol warb auf seiner Website nicht für das rechte Konzert, sondern lediglich für eine 80er und 90er Party. Auch der Veranstalter Equinoxe, der für die Organisation rechter Neofolk-Konzerte u.a. mit Bands wie „der Blutharsch“ bekannt ist, organisierte den Ticketverkauf klandestin und teilte den Ort erst nach Ticketkauf einige Tage vor dem Konzerttermin per E-Mail mit. Vor kurzem tauchten Youtube-Mitschnitte des Konzerts auf. Bereits in der Vergangenheit hatten Auftritte der Band Proteste hervorgerufen. So im Oktober 2011 in Eisleben.

Death in June wurde 1981 in Großbritannien u.a. vom Sänger Douglas Pearce gegründet.

Sie verbreitet in Texten und Ästhetik Versatzstücke rechter Ideologien und macht sich so zum Anziehungspunkt für die Bewegung der sogenannten „neuen Rechten“. So bezieht der Bandname sich auf die Ermordung des SA-Führers Ernst Röhm, nach dem sogenannten „Röhm-Putsch“ im Juni 1943. Die Band tritt in SS-Uniformen auf und beruft sich dabei auf künstlerische Freiheit. Ihr Bandlogo ist ebenfalls an den SS-Totenkopf angelehnt und auch das Publikum besucht ihre Konzerte nicht selten in Militäruniformen von SS, SA oder Wehrmacht.
Das Cover der Platte „Sun Dogs“ stellt eine Rose dar, aus der ein Hakenkreuz rankt. (siehe Bilder unten)

Angesprochen auf die schwarze Sonne, die in einem Album der Band Verwendung findet und in der extremen Rechten ein beliebtes Symbol ist, erklärt Pearce, welche Bedeutung dieses Symbol für ihn hat: „Sie steht als Zeichen für unseren kollektiven Faustischen Pakt. Es ist die Flagge der arischen Nation, die winselt. Es ist Gott.“(1)

Doch nicht nur ästhetisch hat die Band eine Nähe zum Faschismus. Im Lied „Rose clouds of Holocaust“ wird bewußt der Interpretationsspielraum gelassen, den Holocaust als Lüge aufzufassen, wie der Refrain zeigt: „Rose clouds of holocaust/ Rose clouds of lies/ Rose clouds of bitter/ Bitter, bitter lies.“
1992 besuchte Douglas Pearce, bis heute Frontmann der Band, die neonazistische HOS Miliz im Jugoslawischen Bürgerkrieg. Die HOS-Miliz sah sich in der Tradition der Ustascha, die im zweiten Weltkrieg mit den Deutschen kollaborierte und für die Ermordung von zehntausenden Juden, Sinti und Roma verantwortlich war. In einem Interview mit dem Magazin Sigill beschreibt er die Faszination für das arische Aussehen der Frauen und seine Begeisterung für deren Opferkult im Krieg: „Als ich mich dann in dieses Hauptquartier begab, stellte ich fest, daß diese Leute auf äußerst surrealistisch elegante Weise charmant waren. All diese Männer umgab eine äußerst disziplinierte Atmosphäre, die Frauen waren alle blond und in Leder gekleidet, Freiwillige standen Schlange und das Weinen der Frauen, die auf Nachrichten von ihren vermißten Männern von der Front warteten erfüllte die Räume.“ (2)

Rechte Bands in der „schwarzen Szene“, im Dark-Wave und Neofolk wie „Death in June“, „Blood Axis“ oder „Blutharsch“ verstehen sich nicht, wie gewaltbereite Neonazis als Schlägertrupps der Volksmassen, sondern versuchen sich bewusst als intellektuelle Avantgarde von der Masse abzuheben. Die Bezüge zu rechtem Gedankengut sind entsprechend stärker am „Nationalbolschewismus“ und an der SA, an Gregor Strasser und Ernst Röhm, sowie an Vordenkern des italienischen Faschismus wie Julius Evola orientiert, als an Adolf Hitler oder Rudolf Hess. Beliebt ist es bei Bands und Publikum mit rechter Symbolik und Uniformen von SS, SA oder Wehrmacht zu provozieren und dies als Kunst auszulegen, die mit Politik nichts zu tun habe. Für die Öffentlichkeit distanziert man sich vom Nationalsozialismus, den Kritikern hält man vor sie würden den künstlerischen Gehalt nicht verstehen, doch in Szenepublikationen wie Sigill wird Klartext gesprochen.

(1) Sigill Magazin Jg. 1999: http://www.deathinjune.org/wiki/index.php/Interview:1999-Sigill_magazine
(2) Sigill Magazin Jg. 1999: http://www.deathinjune.org/wiki/index.php/Interview:1999-Sigill_magazine

weitere Informationen:
http://www.turnitdown.de/91.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Death_in_June
http://jungle-world.com/artikel/2006/18/17405.html
Über die Band Blood Axis, die zusammen mit Death in June auftritt: http://jule.linxxnet.de/index.php/2011/06/debatte-um-die-neofolk-band-blood-axis/
über die Band „der Blutharsch“ und den Konzertveranstalter Equinoxe: http://venceremos.sytes.net/artdd/artikel/co/toleranz-fuer-faschisten.html

Capitol Werbung 07.12.13 Kein Death in June

Die Werbung des Capitol für den 07.12.2013 Kein Wort über die rechte Neofolkband

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Logo der Band „Death in June“

 

 

Cover der Platte „Sun Dogs“ von Death in June

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